Mittwoch, 8. Juni 2016

Thus Spake The Nightspirit


"Close your eyes and gaze into the realm that I reveal [...]"


 
In den nächsten beiden zwei Beiträgen will ich vier Abenteuer vorstellen, die ich zuletzt gelesen habe und die überraschenderweise einige ästhetische und motivische Inhalte teilen:
Die Abenteuer handeln von ungewöhnlichen Orten über seltsame Artefakte bis hin zu nächtlichen Nebelschleiern und verschwundenen bzw. tot aufgefundenen Personen.

Zunächst geht es um die beiden ungefähr A5-formatigen Abenteuer Knives in the Dark und The Stygian Garden of Abelia Prem. Die beiden Abenteuer im A4-Format, The Ghost of Jack Cade on London Bridge und Hellfire, werden dann im nächsten  in einem weiteren Artikel vorgestellt.

Bei der ganzen Sache ist mir wichtig zumindest so spoilerfrei zu bleiben, dass man die Abenteuer auch noch spielen kann. Entsprechend handelt es sich bei den Abenteuervorstellungen nicht um Rezensionen. Es geht vielmehr darum, was die Abenteuer thematisch liefern, wie sie ausgestattet sind und wie sie eingesetzt werden können.


1. Johnstone Metzger: Knives in the Dark
(Dungeon World/Labyrinth Lord)

Knives in the Dark bietet auf 64 Seiten ... ja, was eigentlich? Einerseits ist es eine Art Sandbox-Region mit Bergwerker-Camp, einem verfluchten unterirdischen Komplex, auf den die Bergleute gestoßen sind, dem Städtchen Affeldeen und der Burg Zann. Durch die Region, die im östlichen Gebiet der Schwarzen Gipfel liegt, fließt der Fluss "Knive".
Andererseits bietet es auch ein Dungeon-Abenteuer in dem benannten verfluchten ehemaligen Unterschlupf. Insgesamt ist das Abenteuer wohl am besten mit dem Begriff "Szenario" oder "Modul" beschrieben.

Worum es geht:
Bergwerker sind beim Graben eines Stollens auf den unterirdischen Komplex gestoßen. In der Folge wurden einige von ihnen von namenlosen Schrecken getötet. Jetzt weigern sie sich für Gouverneur Stauffenbach weiter Zinn zu schürfen, bis sie wissen, dass die Miene sicher ist. Stauffenbach aber muss gegenüber seinem Herrn, Graf Zann Quote liefern.

Bei der Entfaltung des Abenteuers/Hintergrund-Plots stehen die Handlungen und Motivationen von verschiedenen Interessensgruppen und Personen im Vordergrund. Entsprechend ausführlich sind die geplanten Handlungen und die Motivationen dafür ausgeführt. Zudem finden sich recht viele (bei weniger wichtigen Figuren kurze) Personen- beschreibungen in dem Heft wieder. Außer für den Dungeon, der neben 2-dimensionaler Karte auch isometrisch abgebildet ist, fallen die Beschreibungen von Orten recht knapp aus.

"Knives in the Dark" bringt mMn auf recht kluge Weise "Moves" aus PbtA/Dungeon World ins das Abenteuer ein - unabhängig davon, ob man das Abenteuer nun mit Labyrinth Lord oder Dungeon World spielen will. Zu den Regeln sei gesagt: Der Großteil des Abenteuer- und Beschreibungstextes kommt ohne Regeln aus. In der Einleitung gibt es ein paar allgemeine Regeln, die für DW und LabLord gelten. Die spezifischen Regeln für die beiden indendierten Spielsysteme befindeen sich am Ende des Heftes. Sie bilden NSC, Gegner und "Monster" ab. Dieser "Regelanhang" umfasst insgesamt 10 Seiten.

Zur Aussattung:
Das Heft verwendet viele Bilder, die gut ausgewahlt und alle (in Kanada) gemeinfrei sind. Das Städtchen Affeldeen (Abbildung s.o.) bekommt durch die Illustration ein ganz eigenes Flair. Ganzseitige Illustrationen machen ungefähr 16 Seiten aus. Dazu gibt es Karten auf 4 Seiten vom Autoren, Johnstone Metzger, selbst. Der Text verfügt über angenehm viel "white space" und lässt sich darum angenehm lesen. Es gibt ein wirklich hilfreiches Inhaltsverzeichnis und von dort aus kann man in die gut geliederten Kapitel springen. Das erste Kapitel beinhaltet nebst Einleitung ein paar grundlegende Regelzusätze, das Abenteuerbriefing, die Vorstellung der Antagonisten und verschiedenen Einstiegsmöglichkeiten in das Abenteuer. Es hat auch noch eine Gerüchtetabelle. Das zweite Kapitel beschreibt "Death Mountain", den Dungeon und seine Geheimnisse. Das dritte Kapitel schließlich beschreibt die Orte der Region (Bergwerker-Camp, Burg Zann bzw. deren Bewohner und das Städtchen Affeldeen.)

Wofür kann man das brauchen?
Für eine Kurzkampagne taugt das Abenteuer auf jeden Fall. Außerdem kann man sich hier recht gut abschauen, wie man ein gutes "Modul" im OSR-Sinn (vgl. Festung im Grenzland) zusammenstellen kann. Als Besonderheit ist noch zu erwähnen, dass das Modul zwar Fantasy ist, aber vom Genre her recht ungebunden. Alle NSC sind Menschen. Da fällt es nicht schwer das Abenteuer für einen High-Fantasy-, D&D-Vanilla-Fantasy- oder Sword-&-Sorcery-Kontext aufzubereiten. Man könnte das ganze sicher auch in eine Dark-Albion-Kampagne einbauen.




2. Clint Krause: The Stygian Garden of Abelia Prem 
(Lamentations of the Flame Princess)

Auf funfundzwanzig Seiten wird in dem Heftchen das Anwesen der Abelia Prem, einer etwas verrückten Botanikern, die vor zehn Jahren plötzlich verschwand, beschrieben. Die ehemalige Bewohnerin, die allerlei seltsame Pflanzen züchtete, war auf der Suche nach der legendären "Stygischen Rose", einer mitternachtschwarzen Blume, von der es heißt, sie könne Tote ins Leben zurückholen.

Viel mehr als diese Infos gibt es nicht. Deswegen halte ich das Heft auch nicht für ein Abenteuer, sondern für eine interessante Ortsbeschreibung. Kurz: Die Spielleitung muss sich selbst etwas ausdenken, warum die SC sich auf das Anwesen begeben sollten und was sie dort eigentlich wollen.

Die Örtlichkeiten - Herrenhaus, Atriumhaus und Garten englischer Prägung, sowie der zum Teil unterirdische Stygische Garten (der manchmal Ähnlichkeiten mit einem Gewächshaus hat) - sind sehr gut beschrieben. Hier gibt es jede Menge zu entdecken. Insbesondere die von Abelia Prem so geliebten Steinstatuen finden sich nahezu überall.


In dem Heft finden sich weiters:
Eine Tabelle mit Gerüch- ten, recht gute Karten von Todd Gamle, passende Illustrationen, Appendices mit den selt- samen Pflanzen der Abelia Prem sowie eine "Monsterübersicht", Platz für Notizen und eine "In-Memoriam"-Seite, auf der die im "Abenteuer" verstorbenen Charaktere aufgeschrieben werden können. Beigefügt sind zwei Postkarten, die Motive im Stil des Heftcovers abbilden. Auf der Rückseite bieten sie einmal die Übersicht über den Garten und das andere Mal die "Monsterliste".

Wofür kann man das brauchen?
Wie gesagt: Aus der Ortsbeschreibung kann man mit wenig Aufwand ein recht cooles Abenteuer machen. Und auch wenn das "Setting", in das die Ortsbeschreibung eingebettet ist, seine klassischen Fantasy-Anteile (Zwerge, Feen) hat, so lassen die sich doch recht gut ummodeln. Man kann das Ganze gleichermaßen in die Alte Welt von WFRP, in Aventurien oder in ein historisches/Horror- Setting im 18. oder 19. Jahrhundert einbauen.



Hier die Hersteller-Links (mit Verweisen zu Kaufoptionen):
Knives in the Dark (Vorsicht! Nicht Spoiler-Frei!!!) 
The Stygian Garden of Abelia Prem


Ach so: Mich würde noch interessieren, ob ihr mit der Art von Nicht- und Irgendwie-Doch-Rezension was anfangen könnt. Gibt es Teile, Kategorien, die ausführlicher, weniger ausführlich, ... sein sollten? 
Hintergrund ist der, dass ich überlege: Wenn ich Abenteuer vorstelle, dann so! Im Zweifelsfall will ich die Beiträge meinen Spielern schicken können und fragen, ob sie da Bock drauf hätten.

2 Kommentare:

  1. Ich kann damit auf jeden Fall mehr anfangen als mit herkömmlichen Rezensionen...

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  2. Na, das ist doch schonmal was. ;-)

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