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Dienstag, 10. Dezember 2019

New Dawn Fades

Nachdem der Blog lange brach lag, nutze ich den Blog-O-Quest, um das mindestens temporär zu ändern. Schließlich bieten sich die Fragen von Würfelheld geradezu an, auf manche Veränderung und Planung zu sprechen zu kommen.


1. In knapp einen Monat beginnt das Cyberpunk -Jahr schlechthin. Wirst Du in 2020 eine Cyberpunk-Rollenspiel-Runde leiten oder in einer mitspielen? Kurze Antwort: Nein!

Cyberpunk in Reinform ist nicht unbedingt meines. Gerade mit dem Topos "profit and pleasure" kann ich grundsätzlich nicht viel anfangen. Andere behandelte Themen sind für mich zu nah (Öko-Krise, Raubtier-Kapitalismus, Kategorialismus [Einteilung von Menschen in Kategorien nach Merkmalen], Zynismus, Korrpution. Missbrauchsthemen, multiple Ideologisierung) oder zu weit weg (Business-Welt, Straßen-Chamäleon, Gun-Porn, Wunder der digitalen Welten).

Es gibt ein Spiel, das in Richtung Cyberpunk geht und das ich mal noch spielen will: Etherscope.
Das ist ein d20-Modern-Spiel, welches Victoriana, Steampunk und Cyberpunk miteinander verschmilzt. Da ist Fortschrittsgläubigkeit, Klassismus, Aether-Technologie/Internet (das an das Element "Spirit" anschließt), gepaart mit Dystopie, Industrialisierung, ...
Wahrscheinlich reizt mich das auch deswegen mehr, weil viele Gesellschaftssetzungen der viktorianischen Zeit immer noch (auf kollektiver Ebene unhinterfragt) wirken. Bei ner Spielleitung, die das regelsicher aber ohne Rules-Lawyertum leiten kann, würde ich das sofort spielen. Leiten ... hmm. D20 ist nicht so meins. Konvertieren? Wohin? (Ein bißchen ärgere ich mich auch, dass ich mir die deutschen PDFs dafür anno dazumal auf Fantasy Download nicht geholt habe. Der Macher war da einfach zu früh dran mit dem Konzept der Kauf-PDFs.)

SLA Industries würde ich auch jederzeit ausprobieren.

Shadowrun kann mich mal! Never again!

Abgesehen davon hab ich genug anderen Kram, mit dem ich was machen will.


2. Auf welche Rollenspiel-Neuheiten freust Du Dich 2020 am meisten und warum?Auf die deutsche Übersetzung von Liminal, die bei Kazé kommen soll.

... Liminal sehe ich in der Tradition etlicher anderer britischer Spiele im Schnittbreich von Rules Light, Indie und Old School (wie Troika!, The Cthulhu Hack, Wordplay, Sorcerers of Ur-Turuk, Hunters of Alexandria, ...).

Fraktionen sind wichtig, werden aber nur skizziert ... Eine Mythologie wird angerissen ...

Es scheint mir so gedacht, dass man sich das Setting zu eigen macht und an die sprechenden Namen aus Geschichte, Mythologie und Phantastik selbst weiterbaut, sodass man eine SL-Mythologie bekommt, die für die eigene Gruppe passt. Ist ein bißchen wie mit DCC Abenteuern, die eine Spielwelt implizieren, die aber nicht vorgegeben ist, sondern die mit Schnipseln und Inspiration daher kommen, um selbst eine Collage zu kreieren.

Was von den SC her das Besondere ist, ist, dass sie irgendwie zu beiden Welten - der mundanen Welt UND zur Anderwelt - gehören und damit eigentlich in keine so richtig. Das ist doch sehr anders, als das, was Buffy, True Blood, Dresden Files oder auch Mythras: After the Vampire Wars so präsentieren. Es ist unaufgeregt UND gleichzeitig beinhaltet das "Grenzgänger-Sein" auch die Saat für persönliches Drama, wenn man das will.

Was natürlich hilfreich ist, sind Ressourcen, um den Hintergrund weiterzubauen, die das Regelwerk gleichzeitig auch auf assoziative Weise referenziert.
Dazu gehören besonders britische Urban/Historic Fantasy wie "Rivers of London", "Neverwhere", "Jonathan Strange & Mr Norell" und mythologische Kenntnisse wie sie in "Thomas the Rhymer (poem)" oder dem "Mabinogion" vermittelt werden. Bei Letzerem würde ich sagen, dass keltisch, sächsisch-germanisch und römischer Kram wichtig ist. In der Reihenfolge.

Bekannte Urban Fantasy und gerade kulturell aus den USA stammendes Zeug (Buffy, True Blood), würde ich eher als "zweite Wahl" an Inspiriationsquellen ansehen.

Was für mich aussieht wie Zugeständnisse an ein US-Publikum, gefällt mir nicht: Die Tendenz zu Schubladen, Klischees und klaren Kategorisierungen bzgl. der Fraktionen (erinnert mich an die Vampir-Blutlinien im alten Vampire: die Maskerade und ähnliches). Das werde ich wohl aufbrechen.

Weiterhin: Das deutschsprachige DCC RPG bei System Matters (das wohl die kommenden Tage rauskommen soll).
Das Artwork finde ich großartig - auch wenn oder gerade weil es für "moderne Sehgewohnheiten" (Pathfinder, Symbaroum, D&D 5, DSA 5) sehr gewöhnungsbedürftig ist. Vieles ist technisch wirklich gut gemacht und die gewollten Verfremdungseffekte funktionieren sehr gut.
Layout und Bildplatzierungen hätte man durchaus noch besser machen können. Schade finde ich, dass das Format gleich bleiben musste. Ich hätte mir statt des Letter/A4-Wälzers drei B5-Bücher gewünscht: "Grundregeln", "Magie und Flüche", "Monster und Schätze". Mal schauen. Vielleicht kann ich die - wie schon bei der englischen Ausgabe - selber machen. Mit dem Regelbuch-Klotz komm ich jedenfalls nicht zurecht.

... und diverse Sachen von WFRP4. Gerade die Begleitbücher zur überarbeiteten Innerer-Feind-Kampagne schauen interessant aus. Ach und: Hab ich schon mal erwähnt, dass Graeme Davis zu meinen liebsten Rollenspiel-Autoren gehört?


3. Welche guten Rollenspielvorsätze hast Du für 2020?Das Blog hier lag lange brach. Ich denke, dass ich gern wieder mehr schreiben möchte. Allerdings mit anderem Fokus. Vielleicht mach ich ein Blog "Dancing with Shadows" o.ä. in dem ich persönliche Themen und Rollenspiel mische und besonders solche Themen in den Blick nehme: Soziales, Politisches, Religiöses, Psychologisches, Geschlechterkram & Queerness, ... zumal Campbell (Heldenreise) und Jung nahe beieinander liegen, Kriegs- und Puppenspiel natürlich zum Rollenspiel gehören und geschlechtlich attribuiert sind, es bei Eskapismus ... auch immer auch um das "Entrinnen wovor" geht (auch die anderen Teile der Reihe sind lesenswert). Kann gut sein, dass dieser Blog hier nicht auslaufen wird, sondern sogar eher profitieren wird.

Dann will ich wieder mehr spielen/leiten: Eine flexible aber stabile Runde mit Spieler.innen-Pool würd ich mir wünschen. Am liebsten: DCC Lankhmar oder Liminal. Und dann will ich gern lose Stellar Adventures + Troika! sowie Maelstrom Gothic und Dream Askew/Dream Apart spielen. Vielleicht in anderen Kontexten.

Amazing Tales mit meinem Neffen (7J.) weiterspielen und das Teil übersetzen, damit der Rest der spieleaffinen Verwandtschaft keine Ausrede mehr hat. Außerdem könnte das seine Selbst-Lese-Begeisterung verbessern.

... und natürlich den lokalen "Rollenspielstammtisch" (monatlicher One-Shot-Treff) endlich mal besuchen. Die Idee/das Konzept hatte ja ich ursprünglich an einem schönen Free RPG Day weitergegeben.

... uuuund bei Kriegshammer, dem Nachfolgeforum des offiziellen Fanforms für die Warhammer-Rollenspiele "Die Alte Welt", in dem ich Teil des Teams war, wieder vorbeischauen.


4. Planst Du 2020 ein eigenes Rollenspielprojekt? Welches?... so richtig nicht. Vielleicht ne WFRP-Conversion auf Maelstrom. Das WFRP3-Abenteuer "Ein Sturm zieht auf" ist erworben und das könnte sich dafür ganz gut eignen. Ziel der Konversion ist v.a. die Wiedergewinnung der vielfältigen historischen und popkulturellen WFRP-Einflüsse, die in der High-Magic-Fantasy-Soße der letzten Inkarnationen zu ersticken drohen.

Ansonsten: Siehe 3.


5. Was willst Du im nächsten Jahr tun um neue Rollenspieler fürs Hobby zu gewinnen?Da habe ich keine konkreten Planungen. Ggf. ergibt sich was für das Jungschar-Zeltlager.
Oder aus Amazing Tales + X (ggf. Beyond the Wall) wird ne Runde ...



Bonus: Keine Frage, sondern die Aufforderung beim  8.Winter One Page Contest reinzuschauen und mitzumachen!Soweit von mir.
Wer ebenfalls mitmachen will, schaue bei Würfelheld vorbei.