Donnerstag, 24. März 2011

Eine Spiel-Idee bezüglich der Fabulierkunst

Hierin möchte ich eine Erzählspiel-Idee vorstellen. Sie basiert auf Die unfasslichen Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen und Spotlight 24h.

Ausprobiert habe ich das Ganze vor kurzem mit einer Gruppe Jugendlicher. Mit eher durchwachsenem Erfolg. Deren weitestgehend fehlendes Interesse an Geschichten und Geschichtenerzählen mache ich dafür verantwortlich. Die Idee an und für sich gefällt mir aber wirklich gut und ich denke, dass sie im Umfeld des Rollenspiels besser, bzw. ganz gut aufgehoben ist. Darum will ich sie hier öffentlich zugänglich machen.

Ziel: In 3 Minuten ein tolles, fiktives Erlebnis schildern.
Spielerzahl: ca. 4-10
Material: Uhr. 2 Sorten versiedenfarbiger Glassteine (z.B. blaue und weiße).
2 kleine Behälter (z.B. Müslischüssel)

Beginn: 3 Min Ruhe. (Die Spieler schätzen die Zeit. Ein Freiwilliger nimmt die Zeit und die anderen Spieler schätzen, wann die 3 Minuten vorbei sind. Wer am nähsten an den drei Minuten liegt, darf den Startspieler bestimmen.)

Das Spiel: Der Startspieler fordert den Mitspieler zu seiner Linken auf, eines seiner außergewöhnlichen Erlebnisse zum besten zu geben. "Lieber (linker Nachbar), wie kommt es, dass ihr für eueren Segeltörn auf dem kochenden Eiselmeer einen Dr. hc. in der Juristerei verliehen bekommen habt?"

Der Gefragte bekommt nun einen Augenblick Zeit und muss dann mit seiner Geschichte loslegen. Diese soll dabei 1. möglichst genau 3 Minuten dauern und 2. sehr unterhaltsam sein. Sobald die Drei-Minuten-Grenze erreicht wurde, hat der Erzählende rasch zu einem sinnvollen Ende kommen. (Gruppe entscheidet!)

Danach wird der Erzähler zum Fragenden: "Werter (Name des linken Nachbars), wie kam es, dass ihr nach den Landtagswahlen in Baden-Würrtemberg plötzlich als Monarch mit absoluter Macht über das badische Gebiet dastandet?"
...
Gespielt wird im Uhrzeigersinn bis alle Spieler an der Reihe waren.


Alle Spieler erhalten (blaue) Spielsteine - ihre Anzahl richtet sich nach der Gruppengröße. (Bei kleineren Runden: Spielerzahl minus 1; Bei größeren Runden: Spielerzahl minus 2). Damit können sie eine Geschichte, die ihnen gefallen hat prämieren. (Jeder Spieler kann maximal einen Spielstein pro Geschichte, die ihm gefallen hat ausgeben.) Ausgegebene (blaue) Spielsteine werden in den bereitgestellten leeren Behälter gegeben und gegen (die weißen) Spielsteine aus dem anderen Behälter getauscht. Wer am Ende eines Durchgangs am meisten (weißen) Spielsteine hat (- blaue zählen nicht), ist ebenso wie der, der am nähesten an den 3 min war, Sieger.


Die Sieger können jeweils mit einem Preis (2 gleiche) belohnt werden.
[Ich hoffe soweit war alles verständlich.]

3 Kommentare:

  1. Du schriebst: "... Gruppe Jugendlicher. Mit eher durchwachsenem Erfolg. Deren weitestgehend fehlendes Interesse an Geschichten und Geschichtenerzählen mache ich dafür verantwortlich"

    Offengestanden würde mich dieses Thema mehr interessieren als das "Erzählkränzchenspiel" mit Zeitabschätzherausforderung.

    Ein fehlendes INTERESSE an Geschichten und dem Erzählen derselben stellt sich ja schon fast dar wie die alte "brain damage"-Thematik.

    Woran machst Du das Desinteresse der Jugendlichen an Geschichten und Geschichtenerzählen fest?

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  2. Grüß Dich, Zornhau.
    Deine Frage will ich gern beantworten. Morgen, weil ich heute ziemlich Kopfschmerzen hab und in der Folge meine Gedanken nicht so recht geordnet bekomme.

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  3. So. Jetzt:
    Mit manchen der Jugendlichen leite ich zusammen Kindergruppen. Die beginnen immer mit einer Geschichte, die entweder vorgelesen oder erzählt wird. WIE das teilweise geschieht finde ich nicht sonderlich ansprechend. Holperig und eher emotionslos. Da fehlt es einfach an Begeisterung.

    Das ist das Eine. Das Andere ist, dass die Jugendlichen mir während des Spielen ihr begrenzt vorhandenes Interesse mitgeteilt haben.
    Wie gesagt: Das betrifft nicht alle, aber einen signifikanten Teil.

    Was sein kann und weshalb ich mit der "brain-damage"-These sehr vorsichtig wäre: Das Interesse am mündlichen Geschichtenerzählen muss bei den Jugendlichen evtl. erst noch erwachen. Denen fehlt vielleicht einfach noch der Zugang dazu. Möglicherweise ist der nie in größerem Stil vermittelt worden. An Leselust und -kompetenz fehlt es nämlich EHER nicht.

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